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Dienstag, 30. Juni 2020

„Wir sind quasi

eine Theater-WG“

Leben und Proben unter Corona-Bedingungen: Im Zimmertheater hat am Donnerstag die Komödie „Die Niere“ Premiere

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Munteres Quintett: Regisseur Joosten Mindrup (M.) inszeniert im Zimmertheater. In der Komödie „Die Niere“ spielen (v.l.) Christian Schulz, Josephine Raschke, Philip Leenders und Lena Sabine Berg. Foto: Konrad Gös

Von Ingeborg Salomon

Am Donnerstag hat im Heidelberger Zimmertheater die Komödie „Die Niere“ Premiere. In dem Stück von Stefan Vögel treffen zwei Ehepaare aufeinander; ihre Freundschaft wird auf eine ebenso harte Probe gestellt wie ihre schon leicht in die Jahre gekommenen Beziehungen. Denn Kathrin braucht eine neue Niere, und Gatte Arnold, der als Spender in Frage käme, windet sich wie ein Aal. Doch Freund Götz erklärt sich ohne Umstände bereit, Kathrin eine seiner Nieren abzutreten. Allerdings findet seine Frau Diana, sie habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Unter der Regie von Joosten Mindrup spielen Lena Sabine Berg, Philip Leenders, Josephine Raschke und Christian Schulz. Die RNZ war bei einer Probe dabei und hat mit den Akteuren über die Arbeit unter Corona-Bedingungen gesprochen.

Sie haben mit den Proben Anfang März unter normalen Bedingungen begonnen, am 2. April wäre Premiere gewesen. Dann kam Corona, die Proben wurden ausgesetzt, das Zimmertheater geschlossen. Erst vor zehn Tagen wurden die Proben wieder aufgenommen. Was hat sich an der Inszenierung wegen Corona verändert?

Joosten Mindrup: Wir hatten das Glück, dass wir bis Mitte März schon die Hälfte der Proben geschafft hatten. Es gibt ohnehin keine Kussszenen, und eine innige Männerumarmung habe ich gestrichen.

Christian Schulz: Völliges Uminszenieren wäre schwierig gewesen.

Können Sie den Mindestabstand von 1,5 Meter auf der Bühne denn überhaupt einhalten?

Christian Schulz: Das müssen wir nicht in jeder Sekunde, denn wir leben ja hier in einer Infektionsgemeinschaft.

Das müssten Sie bitte ein bisschen erklären.

Christian Schulz: Alle vier Schauspieler wohnen im Zimmertheater, wir sind quasi eine Theater-WG.

Joosten Mindrup: Ich wohne in der „Schnitzelbank“in der Bauamtsgasse.

Josephine Raschke: Wir schminken uns selbst, waschen unser Kleidung selbst, und wir bleiben unter uns.

Lena Sabine Berg: An einem kleinen Haus wie dem Zimmertheater geht das sehr gut. Größere Häuser denken auch darüber nach, die Schauspieler in einer Theater-WG leben zu lassen. Aber da sind es eben einfach zu viele – und die wohnen ja auch meist vor Ort. Wir sind ja alle nicht aus Heidelberg.

Sie müssen sich auf der Bühne auf Ihren Text konzentrieren und außerdem darauf, Abstand zu halten. Ist das eine Belastung?

Christian Schulz: Unsere Bewegungen gehen bei den Proben ins Körpergedächtnis über, beispielsweise, dass wir nicht bis dicht an die erste Reihe spielen und da immer genug Abstand zum Publikum halten. Man muss aber nicht ständig daran denken, das automatisiert sich im Laufe der Zeit.

Philip Leenders: Hier im Zimmertheater ist eigentlich alles wie immer. Das Absurde ist draußen, und unsere größte Gefahr sind die Zuschauer (lacht).

Sie haben ja alle schon, teilweise mehrfache Zimmertheater-Erfahrung. Der Zuschauerraum war meist bis auf den letzten Platz besetzt. Wie wird es sein, vor einem Saal zu spielen, der zu zwei Drittel leer ist?

Joosten Mindrup: Vor allem freuen wir uns sehr, dass wir überhaupt wieder inszenieren und spielen dürfen. Dafür sind wir nach der langen Pause sehr dankbar.